Anonyme Humanisten – Wie ich auf Wikipedia zum „neurechten Kettenhund“ wurde/Ein Wort in eigener Sache

Michael Klonovsky, unter anderem tätig für die  Die Zeit schreibt im Focus  Anonyme Humanisten – Wie ich auf Wikipedia zum „neurechten Kettenhund“ wurde/Ein Wort in eigener Sache über seine Erfahrungen mit den Machtstrukturen in der Wikipedia.

 

Hart oder Herzlich

Kurzmitteilung

Der Blog Liesels Artikel – Die Alternative berichtet über einen aktuellen Streit in der Wikipedia im Rahmen der Wiederwahl eines Administrators über das Herausdrängen von Autoren aus der Wikipedia

Nachtrag. Der Administrator Amberg wurde am 2.12.2012 „erfolgreich“ aus der Wikipedia herausgedrängt. Schade!. Er war einer der besten Administratoren. Man darf gespannt sein, wie sich die Machtstrukturen in der Wikipedia nach der Wegwahl dieses besonnenen Administrators weiter entwickeln werden. Das Pikante an dieser Wahl: Bei Wiederwahlen von Administratoren hat die Gegnerschaft  mit einer 1/3 „Mehrheit das Sagen.

Intransparente Filterspiele im Wikipedia-Artikel „Israelisch-Palästinensischer Konflikt“

Der privat verwaltete Missbrauchsfilter 74 der Wikipedia wurde am 23.11.2012 um den Artikel „Israelisch-Palästinensischer Konflikt“  erweitert. Hintergrund sind Edits der IP 84.137.*. Folgende Bearbeitung der IP findet sich im Artikel:

Der israelisch-palästinensische Konflikt ist ein Konflikt um Land, die Sicherheit von Grenzen und um die Staatlichkeit zweier Nationen.[1]. Der Begriff ist neben „Israelisch-Arabischer Konflikt“ und „Palästina-Konflikt“ eine weitere Bezeichnung für und Kernkonflikt des Nahostkonflikts [2]

Der Filter ist nicht öffentlich und nur offensichtlich bei Bearbeitungen von Autoren mit dem IP-Bereich 84.137.*. Ein Missbrauch im Artikel ist nicht zu erkennen. Es zeigt, wie inhaltliche Entscheidungen unbemerkt von der Öffentlichkeit  privat und intransparent in den Zimmern einiger Verwaltungsbeamter der der Wikipedia möglich sind.

Existenz von Artikeln über rechtsextreme Autoren begründet Relevanz für Artikel über linke Autoren

Diese Behauptung fand sich im November 2012 auf der Diskussionsseite zum Artikel Alexander Häusler. Hintergrund war eine Diskussion, ob Häusler relevant genug sei, dass ein Artikel zu seiner Person in der Wikipedia erscheinen könne.

Dabei fiel das Argument

  „auch artikel über politisch rechtsstehende autoren sind relevant. grüße —Fröhlicher Türke (Diskussion)

Das ein Autor relevant sei, weil es rechtsextreme Autoren gibt ist ungefähr so ungeheurlich wie die Behauptung, dass Marx oder Jesus ihre Bedeutung aus der Existenz Hitlers ziehen würden. Die anschließende Empörung über dieses Argument wurde sowohl seitens des sich antifaschistisch ausgebenden Argumentierenden, der auch schon mal durch das Einbringen von Links zur Seiten der NPD sowie deren Verteidigung auffiel, aber auch von Administratoren aus der Diskussion gelöscht.

„Krichel“ -Es kann nur einen (Benutzer mit diesen Nachnamen) geben (in der Wikipedia)

Heute, 10.11.2012 wurde der neu angemeldete Benutzer Sebastian Krichel in der Wikipedia gesperrt, weil er den selben Nachnamen wie der Administrator und Mitarbeiter bei Wikimedia Deutschland e.V., Benutzer Harald Krichel alias Seewolf trug. Die Verwechslungsmöglichkeiten von Harald und Sebastian waren wohl zu groß.

Benutzer Harald Seewolf ist hauptverantwortlicher Bearbeiteter der nicht für die Öffentlichkeit einsehbaren privaten Bearbeitungsfilter und war tätig  bei Wikimedia Deutschland e.V.

Nun ja – Ob das Highlander -Prinzip „Es kann nur eine geben“ für die Mehrung der fleißigen Bienenschar – auch Autoren genannt gut ist ….

Zensur! Zensur! Zensur! …. moment … Wikipedia in Saudi Arabien?

Viele Artikel im WWW zeugen vom kampf der Wikipedia für eine freie Welt. Die Wikipedia schaltete sich aus Protest gegen Zensur beispielsweise in Russland ab (Protest gegen umstrittenes Informationsgesetz -Wikipedia schaltet russische Seite ab, tagesschau.de) oder streikte gegen die Berlusconi Zensur in Italien (Italiens Wikipedia streikt gegen Berlusconi-Zensur, welt.de)

In Saudi Arabien ging man aber 2012 einen Pakt mit der Zensur ein.Die Wikimedia Foundation schloss ein Abkommen mit dem mit dem saudi-arabischen Mobilfunk-Provider Saudi Telecom Company für den mobilen Zugriff auf Wikipedia. Der Zugriff gilt aber nur für jene Wiipedia-Artikel, die nicht der Zensur unterliegen. Saudi-Arabien: Mobile Wikipedia kostenlos, aber zensiert (heise.de)

Grund für diesen Pakt ist wahrscheinlich die Startegie der Foundation, Wikipedia im rahmen der „Wikipedia Zero“ Initiative in den Entwicklungsländern dem von der Foundation sogennanten Global Southt stärker zu verbreiten. „The Wikimedia Foundation has successfully overhauled our mobile experience (increasing mobile page views to 2.08 billion in April 2012, up 187% from 726 million in March 2011) and has established the first „Wikipedia Zero“ partnerships to enable mobile access without data charges for millions of people in the Global South.“ heisst es auf der Seite „2012-2013 Annual Plan Questions and Answers“ unter „What is the strategic context for this plan?“

 

Wikipedia Bearbeitungsfilter – Statistik Stand November 2012

Statistik

(Stand 10.11.2012, Auswertung der Seite Missbrauchsfilter)

Öffentliche Filter: 50
Für die Öffentlichkeit oder Wikipedia Community nicht einsehbare Filter: 75

Filterbearbeiter: Hauptnutzer und Bearbeiter der Filter sind die Benutzer Lustiger seth (32 Filter) und Seewolf (55 Filter). Benutzer Lustiger seth bearbeitet vor allem öffentlich einsehbare Filter bearbeitet (25 Filter)  Die öffentlich nicht kontrollierten Filter sind die Domäne des Benutzers Seewolf (44 Filter)

Personenbezogene Filter: 32. Nahezu alle privat. Oft werden bei personenbezogenen Filtern dabei in der Wikipedia einzelne Artikel, die Wikipedia Funktionsseiten und Benutzerseiten für ganze IP-Bereiche gesperrt. Die Benennung „Personenbezogener Filter ist insofern missverständlich; das am häufigsten benutzte IP Erkennungsmuster deckt  maximal 65534 potentielle Benutzer ab. Der Kollateralschaden – Sperrungen Unbeteiligter – kann also beträchtlich sein

 

In der Wikipedia hat sich ein Lagerdenken etabliert

… schrieb Benutzer Schlesinger in einer neu eingestellten Diskussion in der deutschen Wikipedia. Seit mehreren Tagen wird im November 2012 darüber diskutiert

In der Wikipedia hat sich ein Lagerdenken etabliert, das über kurz oder lang zu weiteren deftigen Konflikten bis zur völligen Fraktioniereung der Community führt. Wie in der Welt dort draußen gibt es auch in dieser Community verschiedene politische Lager die man der Einfachheit halber als links oder rechts bezeichnen kann. Bloß ist es hier viel holzschnittartiger als in der Realität. Die Insassen dieser Lager sind, wie alle Eiferer, von ihrer Wahrheit völlig überzeugt und benutzen die leicht zu handhabende kostenlose Wikipedia als Plattform für die Verbreitung ihrer Ideologie und Dogmen. Auch die szenetypische Paranoia wird hier in konzentrierter Form erfolgreich kultiviert, ebenso wie bestimmte virtuelle Formen eines Terrorismus, der als legitimes Mittel zu Durchsetzung eigener Ziele akzeptiert ist. Mit dem Neutralitätsprinzip einer Enzyklopädie hat dies nichts zu tun. Die Admins, die Kraft ihrer angeblich erweiterten Rechte einen gesunden Proporz wahren sollten, sind überfordert, unfähig oder, was immer mehr um sich greift, selbst politisch indoktriniert. Man sympathisiert traditionell mit den Linken, die werden protegiert, weil die nicht so schlimm sein sollen. Die Rechten oder Konservativen der WP sind wiederum in der komfortablen Lage, sich im Mainstream der Gesellschaft zu befinden und das macht sie gefährlich, der Trend dort draußen geht nach rechts. Einseitige Sperren sind sinnlos, die gesetzmäßig folgenden Sperrprüfungen verzahnt mit neuerlichen Denunziationen auf VM sind seit langem ritualisert und stellen nur die Fortsetzung des politischen Kampfes mit weiteren Mitteln dar. Admins, die einseitig urteilen und strafen sollten abgewählt werden.

Abgesehen von seinem persönlichen Bias, wie der Mainstream im Rest der Welt bestellt sei, eine recht treffende Analyse der Machtstrukturen und -kämpfe in der deutschen Wikipedia..

Wikidata – 1,3 Millionen Euro in einem halben Jahr – Wo blieb das Geld?

Am 31.10.2012 meldete Torsten Kleinz auf heise.de, dass die 1,3 Million Spenden für das Projekt Wikidata aufgebraucht sei. Zeit um zu fragen, was mit dem Geld geschehen ist.

Rahmenbedingungen

Das von Großspendern finanzierte Projekt läuft offiziell bis zum Frühjahr 2013. Wikimedia Deutschland arbeitet aber daran, eine Anschlussfinanzierung zu finden“ schreibt Kleinz. Die Großspende belief sich 1,3 Millionen Euro (Presse-Mitteilung Wikimedia Deutschland e.V. vom 30. März 2012).

Estimated Cost. Ohloh.net (abgerufen am 31.10.2012)

Laut Denny Vrandecic, „Projekt Direktor Wikidata“ bei Wikimedia Deutschland sind 13 Mitarbeiter für ein halbes Jahr an dem Projekt beteiligt. „13 Leute für ein halbes Jahr? Gut geschätzt.“ schrieb Vrandecic auf heise. de.

Vrandecic verwies auf eine Seite bei ohloh.net  der einen Kostenschätzung für das Projekt wiedergibt. Es werden dort 8 Personejahre a 55.000 Dollar Jahresgehalt geschätzt.

Milchmädchenrechnungen

Setzt man nun 55.000 Dollar (42.509 Euro) in Beziehung zu tatsächlichen 13 Mitarbeitern für ein halbes Jahr (42.509 x 13 Mitarbeiter x 0,5 Jahre) so kommt man auf einen Betrag/Bedarf von 276.308 Euro. Unter der großzügigen Annahme, dass der gleiche Betrag an zusätzlichen Fixkosten (Rechner, Mieten, Rechner, Sekretariatsarbeiten, Schreibtische, Stühle, Putztruppen) für Wikimedia Deutschland hinzukommt ergeben sich 552.617 Euro, also knapp 550.000 Euro.

Große Frage Nr. 7

Was ist mit den restlichen 750.000 Euro geschehen? Wurde der größere Teil des Geldes nicht für die Projektgruppe ausgegeben. War das das Gehalt, hochgerechnet auf ein Jahresgehalt, wesentlich höher als 42.000 Euro? Wenn keine weiteren Kosten neben Gehalt und verbundenen Fixkosten vorhanden waren, entspräche das halbe Jahr Arbeit einem Jahresgehalt von 100.000 Euro. Interessant wäre auch zu wissen, ob Wikimedia Deutschland, zuständig für die Anschlussfinanzierung, ähnlich hohe Ausgaben ebenfalls aus Großspenden akquirieren will oder sich aus dem großen Spendentopf bedienen will.

Nachtrag

Wie auf Wikipedia nachzulesen ist scheint man bei den Millionenausgaben nicht genügend Geld für die Dokumentation ausgegeben zu haben. Ein fleißiges User schreibt dort am 12.6.2014: „Nach dem Durchforsten der oben stehenden Beiträge sowie der umseitigen Diskussionen komme ich zu dem Schluss, dass ein Teil der Probleme darin liegt, dass wir uns die Informationen zum Projekt Wikidata weitgehend selbst zusammentragen müssen […]habe ich mich gestern Abend mal rangesetzt und ein Konzept für einen kleinen Leitfaden „Wikidata für Anfänger“ aufgesetzt.“