Vorzensur im Wikipedia-Artikel „Zensur in der Bundesrepublik Deutschland“ durch Netzbereichs- und Inhaltsfilter

Für die Diskussionsseite des Artikels Zensur in der Bundesrepublik Deutschland wurde seitens der Wikipedia eine Vorzensur eingerichtet. Die Vorzensur betrifft ganze Netzbereiche und enthält einen unspezifischen Inhaltsfilter.

 

Im Artikel „Zensur in der Bundesrepublik Deutschland“ gefilterter Text.

Folgende harmlose Bearbeitung ist auf der Diskussionsseite des Artikels durch den Missbrauchsfilter nicht erlaubt (siehe auch Screenshots). Das Beispiel zeigt, wie unspezifisch tausende von möglichen Bearbeitern ausgerechnet in einem Artikel, der Zensur zum Thema hat, durch eine dubiose Vorzensur von der Mitarbeit am „freien Wissen der Welt“ ausgeschlossen werden.

==Lemma-Umbenennung: "Vorzensur in der Bundesrepublik Deutschland"
entsprechend [[Wikipedia:Lemma]]==

Der Artikel hat im wesentlichen nur das Thema Vorzensur zum Thema.
Gemäß [[Wikipedia:Lemma#Artikeltitel_und_Klammerzusatz]] sollte
"''als Artikeltitel (Lemma) diejenige Bezeichnung verwendet werden,
die für den im Artikel behandelten Sachverhalt im deutschen Sprachraum
am gebräuchlichsten ist"'' Für die Thematik Vorzensur
ist dies "Vorzensur". --~~~~

Netzbereichsfilter

Folgende Screenshots dokumentieren diesen Sachverhalt. Zum einen ist das Beispiel eines Netzbereichsfilters zu erkennen, bei dem eine sogenannte IP-Range von der Bearbeitung ausgeschlossen wurde. In diesem Fall dürfte die IP-Range 84.137.* als Filter angegeben sein und würde maximal maximal 65534 Internetteilnehmer abdecken. Eine gröbere Filterung wäre zu unspezifisch und eine detailliertere Filterung zu durchlässig. Der Nebeneffekt, dass bei einer vandalierenden Zieladresse weitere maximal 65534-1 Teilnehmer der Vorzensur unterliegen, scheint als Kollateralschaden hingenommen zu werden.

Netzbereichssperren im Artikel Zensur in der Bundesrepublik Deutschland in der deutschen Wikipedia

Inhaltsfilter

Die zweite Art von Filterung scheint ein Textfilter zu sein. Der selbige Text wurde nach Anmeldung unter einem wahllos gewählten neuen Accountnamen einem gesperrten Benutzer zugeordnet. Worin aber genau der Zusammenhang zwischen dem obigen Text und dem Account liegen kann lediglich vermutet werden. Inhaltsfilter in der deutschen Wikipedia sind größtenteils privater Natur und sind nicht einsehbar.

Inhaltsfilter im Artikel „Zensur in der Bundesrepublik Deutschland“ in der deutschen Wikipedia

 

 

Neusprech in der Wikipedia – Zensur soll bald Bearbeitungsfilter heißen

Die Wikipedia scheint sich zu schämen. Der sogenannte „Missbrauchsfilter„, benannt nach der MediaWiki Erweiterung Abuse-Filter und der als Instrument der Zensur für Administratoren dient, wird aller Voraussicht nach bald den wesentlich harmloseren Namen Bearbeitungsfilter bekommen.

Wissen für alle Nationen - Quelle Wikimedia Commons

Wissen für alle Nationen – Quelle Wikimedia Commons

Dies scheint zu mindestens der Trend der aktuellen Abstimmung innerhalb der Wikipedia zu sein. Eine übergroße Mehrheit spricht sich für die Umbenennung aus. Ziel der Umbenennung ist es den unbedarften Benutzer nicht mit den Zielen und Einsatzgebieten der Wikipedia-Erweiterung zu konfrontieren und zu erschrecken. Die übergroße Mehrheit der Benutzer mache nur einfache unbedeutende Fehler und solle nicht in die „Ecke mit Trollen und Vandalen gestellt“ werden. Einer der Befürworter der Abstimmung, Harald Krichel alias Seewolf, ehemals tätig im Vorstand von Wikimedia Deutschland e.V. meint dazu: „Hauptsache, dass diskriminierende „Missbrauchs-“ kommt raus„.

Harmlose Bearbeitungen – Aussperrung ganzer Netzbereiche

Screenshot Meldung des Missbrauchsfilters der Wikipedia: Ganze Netzbereiche werden in der Wikipedia auf einzelnen Seiten von der Mitarbeit ausgeschlossen.

Was mit dem Filter möglich ist und wofür er eingesetzt wird wird, erfährt der Durchschnittsbenutzer nicht.

Der Filter ermöglicht es, ganze IP-Bereiche von der Bearbeitung einzelner Seiten oder ganzer Seitengruppen auszuschließen.

Der Screenshot rechts zeigt die Meldung „Deinem Netzbereich wurde wegen anhaltender regelwidriger Bearbeitungen der Schreibzugriff auf diese Seite längerfristig entzogen. “ der Wikipedia nach Eingabe des Satzes „Ich schätze am Diderot-Club die Möglichkeit der freien Meinungsäußerung. “ als nicht angemeldeter Benutzer mit frischer IP auf der Seite des sogenannten Diderot-Clubs, einer Benutzerseite in der deutschen Wikipedia. Auf dieser Seite, die sich die freie Meinungsäußerung aufs Blatt geschrieben hat, werden ganze IP-Bereiche blockiert. Weitere Einsatzgebiete des Filterns betreffen generell alle Benutzerseiten, Wikipedia-Funktionsseiten oder einzelne Artikelseiten.

Anonymität ? – Zuordnung von Netzbereichen und Benutzer

Die Filterung nach Netzbereichen bietet dem geneigtem Administrator eine weitere Möglichkeit. Auch die IP-Adressen angemeldeter Benutzer können dem Netz des Netzwerkbereichsfilters nicht entwischen. Ist einem Administrator der Netzbereich eines Benutzers bekannt, hat er über die Hinweise aus der Filterung die Möglichkeit auch User, die einen neuen, anderen Benutzernamen wählten, dem alten Benutzernamen zuzuordnen. Viele dieser mitgeschnittenen Informationen sind nur Administratoren zugänglich. Die von der Wikipedia explizit garantierte Anonymität wird so teilweise unterlaufen. Informationen über IP-Adressen (hier das Subnetz) angemeldeter Benutzer, die eigentlich nur einer Handvoll spezieller Administratoren zugänglich sein sollten, den sogenannten Checkusern werden so den ca. 300 Administratoren und damit weiteren Kreisen zugänglich.

Transparenz

Von den ca. 120 existierenden Filtern (Stand 6.2.2012) sind ca. 75 Filter privater Natur. Bei den öffentlichen Filtern können auch „normale“ Benutzer die Ergebnisse der Filterung einsehen. Die Einsicht in die Logdateien der sogenannten „privaten“ Filter, die 2/3 aller Filter ausmachen, ist Administratoren vorbehalten.

Angesichts der Tatsache, dass die Umbenennung des Missbrauchsfilters in Bearbeitungsfilter damit begründet wird, dass die Mehrzahl der Filter Fehler wie dem „ungewollten Einfügen von Wikisysntax“ betreffen („Bei vielen der aktivierten Filter geht es jedoch nicht um die Verhinderung von Missbrauch, sondern vielmehr um auf Fehler aufmerksam zu machen und diese zu protokollieren. Ein Beispiel dafür ist Spezial:Missbrauchsfilter/6 [öffentlicher Filter, der Verf.] (ungewolltes Einfügen von Wikisyntax aus der Zeichenleiste)“, ist dies ein merkwürdige intransparenter Umgang mit solcherlei Marginalien.

 

Wissen ist Macht – Macht ist Wissen – Dürfen Evangelikale an der Wikipedia mitarbeiten ?

Gab es langfristige Planungen Wikipedia-User mit evangelikalem oder vermeintlich evangelikalem Hintergrund aus der Mitarbeit der Wikipedia herauszudrängen ? Die Mailingliste von Wikimedia Deutschland gab jüngst einen interessanten Einblick in die Machtstrukturen und Gruppenstrukturen  innerhalb der Wikipedia.

Wissen ist Macht“ schrieb Francis Bacon 1598. 1872 griff Wilhelm Liebknecht in einem Vortrag die Formulierung Bacons auf: „Wissen ist Macht – Macht ist Wissen“. „Das Wissen der Welt zu sammeln„, so heißt es,ist das Ziel der Wikipedia“. Auch die Darstellung von Wissen in der Wikipedia ist daher immer auch eine Frage von Macht.

Man muss kein Freund der Evangelikalen, der Linken, der CDU,  der Atheisten oder der tief Gläubigen sein, um Gesinnungskämpfe in der Wikipedia zu erkennen.

Gemäß eines ernst zu nehmenden Beitrags auf der Mailingliste des Vereins „Wikimedia Deutschland e. V.“ vom 15.9.2011 unter dem Titel Bioldfilterdiskussion und Vereinspositionen – „Sie“, der Papst und sonstige „Frömmler“ (siehe unten) bestehen mindestens seit 2009 Bestrebungen gegenüber „Frömmlern“  eine Politik des „Stilllegens“ und „rigorosen Aussperrens“ zu fahren. Dabei werden vergangene Erfolge („augeräumt„) gemeldet und zukünftige Aufgaben beschworen („Schläfer“) Die Wortwahl erinnert erschreckenderweise an das 9/11 Amerika.

Öffentlich über den Wikipedia Tellerrand hinaus bekannt geworden sind dabei die zwei Fälle, die in dem Mailinglisten-Beitrag erwähnt werden. Der eine Fall ist mit dem sogenannten Wikipedia Mitarbeiter „Diskriminierung“ verbunden. Der andere Fall ist mit dem Namen Wolfgang Stock (wsto), dem Imitator von Wiki-Watch verbunden. Darüber hinaus gab es noch diverse weitere gesperrte Wikipedia Mitarbeiter, deren Benutzernamen und Engagement mittlerweile in den Tiefen der Wikipedia Historie versunken ist.

Text Mailingliste (Auszug)
Dein Optimismus in allen Ehren, aber es dauerte mehr als zwei Jahre, bis
endlich - auch mit Wsto und Wikiwatch - aufgeräumt wurde. Bis es dazu
kam, bedurfte es hunderter Diskussionsseiten, die diese Gruppe ehemals
unterstützenden Admins und Oversighter haben sich danach nicht zu Wort
gemeldet. Ich sage nicht, dass "unsere" Leute dieser Gruppierung
nahestünden, aber es sind einfach Traumtänzer! Ich kann Dir aber
versichern, dass nur ein kleiner Teil dieser Gruppen erfasst und vorerst
stillgelegt wurde. Ich plädiere nicht für ein rigoroses Aussperren ohne
Gründe, aber die Schläfer sind noch immer vorhanden. Der Opus Dei (um
nur eine Gruppe zu nennen) kann jederzeit an die zwanzig Leute innerhalb
von wenigen Stunden mobilisieren und sie machen es sehr geschickt,
kennen die Regeln perfekt.

Und eines muss uns klar sein: Wikipedia ist für diese Gruppe ein
Missionierungsfeld. Auch wenn es völlig widersinnig ist, aber es ist so!
Denen geht es um deutlich mehr als nur ihre Artikel gut darzustellen und
Kritik an ihnen zu löschen.

Mit den Bildern wird es erst losgehen, behaupte ich! In Kenntnis der
Situation wusste ich um das Wsto und Diskriminierungsergebnis schon vor
zwei Jahren. Und es haben sich gute Leute deswegen verabschiedet, weil
keine Klarheit zugelassen wurde.